Wie funktioniert eine Dividendenstrategie?
11. März 2022 | Allgemein | Keine Kommentare
Im letzten Blog hier war gegen Ende zu lesen, dass die Dividendenstrategie eine Anlagestrategie ist, die gezielt auf Aktien mit eher hohen Dividenden setzt. Das ist sicher dort und da zu lesen und ist wohl auch sicher nicht ganz falsch. Die hohe Dividende als alleiniges Kriterium ist mir allerdings zu wenig.
Natürlich verbindet auch mich der Gedanke an stabile Erträge aus konstant hohen Dividenden mit der Dividendenstrategie. Dazu geringere Volatilität aufgrund wirtschaftlich gut aufgestellter Unternehmen. Beinahe könnnten wir von Zinsen sprechen. Tun wir aber nicht – Dividenden sind Dividenden und keine Zinsen.
Ich persönlich und, ohne recherchiert zu haben, sicher auch viele andere Autoren unterscheiden zunächst einmal zwischen einer Dividenden-Einkommens-Strategie (dividend income investing) und einer Dividenden-Wachstums-Strategie (dividend growth investing). Was nun besser für wen geeignet ist, oder wie sich das kombinieren lässt, dazu jetzt mehr…
Dividenden-Wachstum als Strategie
Der eine Zugang zu Dividenden ist es, sich Unternehmen auszusuchen welche die Dividenden jährlich stark erhöhen. Es ist absolut verlockend Anteile von Unternehmen zu besitzen deren Dividende sich jährlich um 20% oder mehr erhöht. Hierzu sei zweierlei gesagt. Oder sogar dreierlei.
Sehr oft haben Unternehmen ein solch hohes jährliches Dividendenwachstum wenn die Dividendenhistorie noch sehr jung ist. Jährlich um 20% zu erhöhen ist nicht so schwer wenn der Ausgangspunkt EUR 0,10/Aktie sind. Bei 10 EUR/Aktie schaut das schon anders aus. Natürlich ist diese Steigerung dann auch im Vergleich zum Aktienpreis zu sehen. Aber ich denke ihr versteht schon was ich meine. Eine kurze Dividendenhistorie bedeutet im Regelfall auch wenig Sicherheit für die Zukunft. Ein Unternehmen welches erst 5 Jahre Dividenden ausbezahlt, hat in der Regel weniger Probleme diese Dividende zu kürzen als ein Dividendenkönig mit einer 50-jährigen Historie an Dividenensteigerungen.
Soweit zum Nachteil. Aber kein Nachteil ohne Vorteil an der Börse. Und der Vorteil steckt in der Überschrift – Wachstum. Angenommen wir investieren mit unserer Dividendenstrategie in ein Unternehmen mit einer Dividende von lediglich 1%. Wir erhalten also jährlich EUR 1 für EUR 100 die wir investiert haben. Im ersten Jahr. Danach erhöht das Unternehmen die Dividende um 20%. Macht EUR 1,20. Dafür, dass ich nichts weiter dazu beigetragen habe eine nette Gehaltserhöhung. Wann gab es das zuletzt im Beruf? Wir nehmen nun an es folgen 9 weitere Jahre mit einem Dividendenwachstum von 20%. Nicht an jeder Ecke zu finden aber doch immer wieder. Also im Jahr 2 EUR 1,44. Gefolgt von EUR 1,73. Danach EUR 2,07. Dann EUR 2,49. Und dann schon EUR 2,99. Darauf gar EUR 3,58. Dann EUR 4,30. Schließlich EUR 5,16 und EUR 6,19.
Hier schlägt der Zinseszinseffekt bei der Dividendenstrategie voll zu. Die Dividende ist kein Zins, aber ihr Wachstum unterliegt demselben Effekt. 10 Jahr mit einem solchem Wachstum und die Dividende wächst von EUR 1 auf über EUR 6. Wenn wir das aufsummieren haben wir am Ende EUR 32 an Dividenden eingesackt. Und es muss ja nicht das Ende des Wachstums sein.
Ihr seht schon worauf ich hinaus will. Dividendenwachstum ist etwas Wunderschönes für den den Investor. In der US-CCC-List finden sich auf die Schnelle 60 Unternehmen, welche über 10 Jahre ein jährliches Dividendenwachstum jenseits der 20% aufweisen können. Darunter klingende Namen wie Amgen Inc., Broadcom Inc., Bank of America Corporation, Cisco Systems Inc., The Home Depot Inc., Mastercard Inc., Starbucks Corporation, Visa Inc……..
Dividendenwachstum und großer Name schließen sich also nicht zwangsläufig aus.
Dividenden-Einkommen als Strategie
Der „Gegenspieler“ zur Wachstumsstrategie ist die Einkommensstrategie. Hier gilt die Auswahl eher Unternehmen welche hohe prozentuale Dividenden ausschütten. Am liebsten natürlich mit einer langen Historie.
Vorweg sei gesagt: Hohe Rendite kommt mit einem Preis. Nirgends in der Finanzwelt gibt es hohe Zinsen ohne Gegenwert. Zumeist ist es das Risiko. Alternativ auch die Perspektive. Häufig haben Unternehmen welche eine hohe prozentuale Dividende auszahlen entweder einen starken Kursverlust als Ursache (sicher nicht grundlos, oder?) oder es gibt einfach kein absehbares Wachstum und damit das Risiko, dass die hohe Dividende bald nicht mehr bezahlt werden kann. Ganz pauschal kann man das aber auch nicht sagen. Es gibt durchaus Unternehmen, welche aufgrund ihres Geschäftsmodells auf absehbare Zeit eine hohe Dividende halten werden können. Zwar ohne großes Wachstum aber immerhin.
Ins Auge stechen dabei zum Beispiel die Tabakindustrie mit British American Tobacco, Altria Group oder Philip Morris International. REITs wie W.P.Carey und Realty Income. Und so weiter.
Welche Dividendenstrategie für wen?
Ihr seht, es gibt durchaus Argumente für beide Ansätze und ich persönlich verfolge in meiner aktuellen Lebenssituation auch beide parallel im Maxifolio. Meiner Meinung nach ist die Wahl hauptsächlich abhängig vom Lebensalter. Bin ich jung und habe genug Zeit für meinen Vermögensaufbau, würde ich eher mehr in Richtung Wachstumsunternehmen tendieren. Hier kann ich neben der steigenden Dividende auch die steigenden Kurse mitnehmen. Um dann:
Im Alter auf Unternehmen zu setzen, welche zwar nicht mehr großes Wachstum bieten, aber mir das Maximum an Dividende für den Lebensabend ausbezahlen.
Nehmen wir an ich habe es geschafft mir bis zum 65. Lebensjahr 250.000 Euro zu ersparen indem ich immer klug gespart und investiert habe. Nicht für jeden erreichbar, aber nicht gänzlich utopisch. Setze ich mit 65 noch auf die dynamischen Wachstumsunternehmen und akzeptiere 1,0% Nettodividende. Also ungefähr EUR 200 monatlich an Zusatzrente. Mit der Hoffnung auf EUR 240 im nächsten Jahr. Oder gehe ich auf die Dinosaurier und hole mir 4,5% Nettodividende. Oder über EUR 900 pro Monat. Bei vielleicht 5% Wachstum werden daraus auch noch EUR 945 im Folgejahr und hoffentlich mehr als die Inflation…