Spezielle Dividendenstrategie – Outperformance mit Autopilot?
3. April 2022 | Allgemein | Keine Kommentare
Vor kurzer Zeit ist hier ein kleiner Beitrag entstanden zur Dividendenstrategie im Allgemeinen. Als Ergänzung dazu folgt nun ein weiterer Teil mit speziellen, bekannten Dividendenstrategien. Ist es historisch betrachtet möglich damit eine Outperformance gegen einen Index hinzulegen? Sollten Maxi, Midi und Mini umschichten?
Dividendenstrategie mit den „Dogs of the Dow“
Der bekannte Investor Benjamin Graham veröffentlichte in seinem Buch „The Intelligent Investor“ 1949 eine spezielle Dividendenstrategie. Diese sollte später unter dem Namen „Dogs of the Dow“ berühmt werden. Dogs bezeichnet dabei umgangsprachlich eigentlich eher etwas Minderwertiges. Dennoch hat sich dieser Begriff durchgesetzt.
Die eigentliche Strategie dahinter ist sehr simpel. Am ersten Börsentag des Jahres, dem Stichtag, kauft der Investor die 10 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite innerhalb eines Index. Diese Aktien werden genau 1 Jahr lang bis zum nächsten Stichtag gehalten. In der Zwischenzeit werden absolut keine Veränderungen vorgenommen. Am nächsten Stichtag wird erstmals umgeschichtet. Die Aktien, welche nicht mehr zu den 10 dividendenrenditestärksten gehören, werden verkauft. Mit dem Verkaufserlös werden ihre entsprechenden Nachfolger angeschafft. Dieser Vorgang wird dann jährlich wiederholt.
In langfristigen Betrachtungen konnten mit dieser Strategie meist bessere Ergebnisse erzielt werden als mit einer Abbildung des kompleten Index. In langen Anlagehorizonten kann für fast alle Zeiträume eine Outperformance gegenüber dem zugrundeliegenden Index nachgewiesen werden.
Eine absolute Erfolgsgarantie stellt diese Strategie jedoch nicht dar. Das Ziel ist lediglich eine Outperformance des Index und ist somit kein Schutz gegen ein negatives Ergebnis. Beispielsweise erzielte diese Strategie 2018 eine Performance von -1,8% während der gesamte Dow Jones mit -5,6% deutlich schlechter abschnitt.
Außderdem konnte diese Strategie historisch betrachtet ihre Überlegenheit nur in langen Anlagehorizonten nachweisen. Als besonders erfolgreich erwies sich die Strategie in den 1970er und 1980er Jahren, während ihre Outperformance ab den 1990ern deutlich abgenommen hat. So ist beispielsweise die Performance zwischen 2002 und 2012 um lediglich 2% besser gegenüber dem Index. Aber hey, 2% sind besser als nichts, oder?
Aus 10 wird 5 – die „Low 5“-Dividendenstrategie nach O’Higgins
Die Low 5 Strategie stellt eine Weiterentwicklung der Dogs of the Dow dar. Michael O’Higgins veröffentliche diese 1991 in seinem Buch „Beating the Dow“.
Als Weiterentwicklung empfiehlt O’Higgins dabei von den 10 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite nur jene 5 auszuwählen welche den absolut betrachtet niedrigsten Kurs aufweisen. Ansonsten bleibt die Vorgehensweise gleich.
Die Idee dahinter ist, dass die Aktien mit einem optisch niedrigeren Börsenkurs grundsätzlcih höhere Kursschwankungen aufweisen und bei einer hohen Dividendenrendite oft wieder höhere Kurslevels erreichen.
Auch die Outperformance der Low 5-Strategie lässt sich statistisch nachweisen. Zwischen 1987 und 2001 schafft diese Strategie zum Beispiel eine deutliche Outperformance gegenüber dem DAX. 25 % p.a. gegenüber 12 % p.a. In der jüngeren Vergangenheit gilt jedoch auch für diese Strategie, dass die Outperformance kaum nennenswert ist.
Aus 5 wird 4 – die „Low 4“-Strategie nach Sheard
1998 veröffentlichte Robert Sheard sein Buch „The Unemotional Investor“. Dort werden Dividendenstrategien vorgestellt. Unter anderem entwickelt Sheard die Low 5 Strategie weiter.
Von den 5 gewählten Unternehmen nach O’Higgins wird zunächst jenes mit dem absolut niedrigesten Kurs ausgeschieden. Die Begründung dahinter ist, dass sich dieses Unternehmen wohl in einer wirtschaftlich schwierigen Lage befinden muss. Die übrigen 4 Unternehmen werden jedoch nicht gleich gewichtet. Da sich laut Sheard’s Studien das Unternehmen mit dem zweitniedrigsten Kurs statistisch betrachtet am besten entwickelt hat, wird dieses mit 40% gewichtet. Die übrigen 2 Unternehmen werden dann mit jeweils 20% gewichtet. Ansonsten bleibt das Vorgehen zur Ursprungsstrategie gleich.
Aus 4 wird 2 – die „Low 2“-Strategie nach Sheard.
Schließlich geht Sheard dann noch einen Schritt weiter und reduziert das Depot auf 2 Positionen. Und hierbei wird es dann ein kleines bisschen komplizierter.
Die Aktie mit dem zweitniedrigsten Kurs bleibt aufgrund seiner empirischen Beobachtungen gesetzt. Für die Auswahl der zweiten Aktien gibt es aber etwas zu beachten.
Wenn die Aktie mit dem niedrigsten Kurs nicht gleichzeitig die höchste Dividendenrendite aufweist, kommt diese gleichgewichtet ins Depot. Ansonsten wird die Aktie mit dem drittniedrigsten Kurs aufgenommen.
Mit der Low 2-Methode ließ sich in der Vergangenheit eine um +2,9% höhere Rendite erzielen als mit der Low 5 oder Low 4 Methode. Die Kehrseite ist allerdings das noch deutlich höhere Risiko, da letztlich das gesamte Kapital auf lediglich 2 Einzelwerte verteilt wird.
Outperformance im Autopilot möglich
DivDad hat sich ein wenig mit den hier vorgestellten Strategien beschäftigt. Was ist also das Fazit? Ist eine Outperformance eines Index quasi ohne eingehende Recherche langfristig möglich? Historisch betrachtet wohl ja. Auch wenn sich das Ganze nur empirisch belegen lässt. Wäre das Ganze etwas für Divdad? Alles nach der Dogs of the Dow-Methode sicher nicht. Die Anzahl der Titel wird dabei so reduziert, dass das Risiko einfach zu sehr ansteigt. Mit 10 Positionen kann man hingegen, schon eine recht gute Diversifikation erzielen. Vielleicht ist die Dogs-Methode dann auch eine Variante für den etwas fauleren Anleger mit geringen Tradingambitionen? Ich würde hier dennoch das Invest in einen breiten ETF empfehlen. Für jemand der weiß was er tut, könnten diese Strategien (insbesondere die Dogs-Methode), allerdings kleine Hedges gegen den Markt sein und in einem größeren Zusammenhang als stabilisierende Elemente dienen. Eine Überlegung wert.