Wie finde ich Kandidaten für meine Watchlist?

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Wie finde ich Kandidaten für meine Watchlist?

24. April 2022 | Allgemein | Keine Kommentare

Der eine oder andere von euch wird sich sicher schon einmal gefragt haben, wie die ganzen Finanzblogger da draußen immer auf ihre Kandidaten für die Watchlist kommen. Manchmal ist es denke ich auch ganz einfach und einzelne Titel werden rausgehauen weil es einfach alle tun. Momentan wäre zum Beispiel Starbucks so ein Kandidat. Grundsätzlich solides Unternehmen, welches gerade abgestraft wird. Als Dividendenzahler auch für mich hier sehr interessant. Also nichts falsch daran. Aber auch etwas langweilig. Aber kennt halt jeder.

Hier im Blog wird aber auf Namen eigentlich kaum Rücksicht genommen. Was natürlich nicht heißt, dass es auch namhafte Aktienunternehmen hier hereinschaffen können. Jüngstes Beispiel wohl Best Buy. Und, zugegeben, diese namhaften Unternehmen haben den Vorteil, dass man oft besser weiß, was sie tun. Denn wie sagte schon einst Buffet sinngemäß: Investiere nur in Unternehmen deren Geschäftsmodell du verstehst.

Heute will ich hier zeigen wie ich in etwas vorgehe um eine erste Vorauswahl für Kandidaten fürs Maxifolio oder Midifolio zu treffen.

Die Datenbasis

Wenn es um US-Aktien gehen soll, ist die CCC-Liste oder David Fish Liste meine erste Anlaufstelle. Vielleicht hat noch nicht jeder von euch davon gehört. Ich war damals als ich sie entdeckte aber hellauf begeistert und ich bin mir sicher, ihr werdet es auch sein. Die CCC-Liste ist ein kostenloses Tool welche alle(?) börsennotierten US-Unternehmen mit einer mindestens 5-jährigen Dividendenhistorie enthält.

Ursprünglich wurde diese Liste von David Fish monatlich gepflegt und nach dessen Tod 2018 wurde das Projekt weitergeführt. Heute könnt ihr wöchentlich, immer freitags, den aktuellen Dividend Radar als Excel-File downloaden. Zum 22. April 2022 enthält diese Liste wertvolle Informationen zu 747 Dividendenaktien. Leider beschränkt auf die USA. Auf der Suche nach einer Bezugsquelle für CCC-Listen anderer Gebiete bin ich leider bisher nur auf Links aber keine wirklich brauchbaren Tabellen gestoßen. Falls hier jemand Tipps hat, wäre ich sehr froh.

Was heißt nun eigentlich CCC? CCC steht für Champion, Contender und Challenger. Unterteilt wird damit die Dividendenhistorie.

  • Dividenden-Champions sind Unternehmen welche seit mindestens 25 Jahren kontinuierlich ihre Dividenden erhöht haben. Das entspricht im wesentlichen einem Dividendenaristokraten. Diese müssen aber strenggenommen noch weitere Anforderungen erfüllen. Aktuell 131 Titel in der Liste.
  • Dividenden-Contender sind Unternehmen welche zwischen 10 und 24 Jahren an kontinuierlichem Dividendenwachstum vorweisen können. Aktuell 346 Titel in der Liste.
  • Dividenden-Challenger sind Unternehmen welche zwischen 5 und 9 Jahren an kontinuierlichem Dividendenwachstum vorweisen können. Aktuell 270 Titel in der Liste.

Das Excel-File enthält dann insgesamt 8 Tabellenblätter. Teils mit einer nahezu erdrückenden Fülle an Informationen, teils weniger relevant.

  • Radar – die Titelseite – nicht wichtig
  • Champions – die Aufstellung aller Daten bezüglich der Dividenden-Champions
  • Contenders – die Aufstellung aller Daten bezüglich der Dividenden-Contender
  • Challengers – die Aufstellung aller Daten bezüglich der Dividenden-Challenger
  • All – die Aufstellung aller Daten aller gelisteten Dividendenaktien
  • Leaders – mMn willkürliche Auflistung – nicht wichtig
  • Additions – Liste aller Neuaufnahmen in die Liste bzw. aller Umreihungen in eine höhere Kategorie
  • Cust – das Gegenteil – eine Liste aller Unternehmen welche aus der Liste gefallen sind weil die Dividendnhistorie geendet hat.

Die 4 Tabellenblätter Champions, Contenders, Challengers und All sind dann alle gleich aufgebaut. Enthalten sind jeweils 40 Spalten. Einige davon selbsterklärend, andere wiederum nicht. An dieser Stelle will ich euch aber nicht mit den Details zu den einzelnen Spalten langweilen. Vielmehr gibt es an dieser Stelle eine Information zur Berechnung all dieser Werte.

Die Filter für die Watchlist

Für mich als konservativen Dividendeninvestor ist es besonders wichtig ein Unternehmen zu einem fairen Preis zu erwerben. Grundsätzlich sollte das wohl das Ziel eines jeden Investors sein. Bei Wachstumsaktien lässt sich das jedoch oft schwer realisieren oder ist es dann oft schon (zu) spät um noch aufzuspringen. Etwas anders ist die Lage hier bei Dividendentitel. Ich möchte diese lange halten und habe gerne eine lange Historie und dann kann ich gegebenenfalls auch warten bis die Bewertung einmal passt.

Die Reihenfolge der folgend angewandten Filter sagt nichts über deren Wertigkeit für mich aus.

Grundlage für meine Suche ist immer das Tabellenblatt „All“.

  • Ich filtere zunächst alle Unternehmen mit zu hoher Bewertung aus, indem ich mir aus Spalte W nur die Unternehmen „In the Margin of Safety“ anzeigen lasse.

Als „In the Margin of Safety“ gilt ein Unternehmen welches unterhalb des Fair Value gehandelt wird und somit eine gewisse Sicherheit bietet. Da der Markt ja alles weiß, wird ein Unternehmen zumindest irgendwann wieder fair bewertet sein. Oder so…

Konkret werden hier für die Einschätzung des Fair Value 2 Kennzahlen berechnet. Die eine ermittelt sich aus dem 10-Jahres-Schnitt des KGV multipliziert mit den aktuellen Gewinn je Aktie. Die zweite Kennzahl multipliziert den Gewinn je Aktie einfach mit 15. Ein KGV von 15 gilt gemeinhin als übliche faire Bewertung einen Unternehmens. Die erste Kennzahl bildet dagegen etwas die Eigenheiten des Unternehmens ab. Liegt der aktuelle Preis oberhalb dieser beiden Kennzahlen wird das Unternehmen als „Above Fair Value“ gekennzeichnet. Liegt der Preis dazwischen als „At Fair Value“ und liegt er darunter eben als „In the Margin of Safety“

Somit wird aus einer Liste von 747 Aktien schon mal eine mit nur noch 360 Aktien.

  • Als nächstes filtere ich gerne aus der Spalte AA „Chowder Number“ alle Aktien mit einem Wert unter 10 aus.

Die Chowder Rule beschreibt eigentlich Werte von 12 bzw. 15 (bei Versorgern auch 8) als erstrebenswert. Persönlich habe ich für die Vorauswahl mit 10 gute Erfahrungen gemacht. Und angehoben werden kann ja immer. Mit diesem Filter schließe ich Aktien mit einer einigermaßen guten Rendite aber geringem Dividenwachstum aus, insbesondere aber auch Aktien mit geringer Rendite und ohne großes Dividendenwachstum. Je geringer die Rendite desto höher sollten die Wachstumsaussichten sein.

Konkret ist die Liste vom 22. April somit auf 279 Titel geschrumpft.

  • Ausgefiltert werden von mir auch Unternehmen mit einer Historie von 5-8 Jahren in Spalte E.

Ich möchte einfach die Stabilität der Dividenden hiermit erhöhen und setze damit quasi erst auf Contender.

Die Liste schrumpft auf 171 Aktien.

  • Als nächstes eliminiere ich Aktien mit einem KGV größer 15. Also Spalte AJ entsprechend gefiltert.

101 Titel bleiben übrig.

Wichtig ist mir auch eine gesunde Current Ratio von zumindest mehr als 1. Ok, Best Buy hatte nur 0,99. Aber manchmal muss man auch Kompromisse eingehen. Somit ist gewährleistet, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten vom Umlaufvermögen gedeckt sind und gut bedient werden können.

  • Somit ein Filter auf die Spalte AG mit einer Current Ratio über 1

Die Liste schrumpft auf 38 Unternehmen. Langsam wird das Ganze übersichtlich.

Das Thema Margin of Safety ist aber auch noch nicht zur Genüge behandelt. Ich möcht hier tatsächlich eine gewisse Sicherheitsspanne erreichen.

  • also fliegen Aktien mit einer Sicherheitsspanne von weniger als 10% raus. Spalte X entsprechend Filtern.

Nun sind wir auf 27 Unternehmen.

Ab hier geht es dann ans Finetuning. Je nachdem ob beispielsweise ein gewisser Sektor im Portfolio stärker gewichtet werden soll, kann man zB Spalte D filtern. Soll das Portfolio mehr in Richtung Income gehen wird man die Dividendenrendite in Spalte G entsprechend filtern. Persönlich mache ich auch gerne einen kleinen Abgleich zwischen aktuellem Kurs (Spalte F) und der 52-Wochen-Spanne (Spalte O und P). Wenn die Aktie hier am oberen Ende handelt, scheidet sie oft aus. In der Spalte U für die Einnahmenentwicklung würde ich eigentlich auch gern positive Werte sehen. In der volatilen Post-Corona-Phase sagt, das aber so allein zu wenig aus.

Jedenfalls beginnt dann in etwa ab hier auch die Phase wo es darum geht etwas tiefer in die einzelnen Unternehmen einzudringen und zu recherchieren ob es irgendwo besonders berücksichtigungswürdige Informationen gibt. Denn wie immer gilt: Do your own research.

Sollte die Liste noch zu lang sein, kann natürlich überall an den Stellschrauben gedreht werden. Chowder rauf, Sicherheitsspanne rauf, Dividendenrendite rauf…und schnell ist die Liste auf 10 Titel geschrumpft.

Fazit

Die CCC-Liste ist ein sehr mächtiges Tool. Und mit großer Macht kommt große Verantwortung. Wichtig ist jedenfalls auch den Zahlen nicht blind zu vertrauen. Es wurden schon Fehler entdeckt. Als Quelle der Inspiration ist die Liste aber unersetzlich. Es gelangen Unternehmen ins Blickfeld die sonst sehr oft übersehen würden. Ich werde die Liste weiterhin regelmäßig nutzen und entsprechende Meinungen hier zum Besten geben.


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