Österreichische Dividendenaktien im Überblick
29. Jänner 2022 | Allgemein | Keine Kommentare
Österreichische Dividendenaktien. Ja es gibt sie. Im Grunde wäre dann schon fast alles gesagt. Gut, ganz so hart sollte das Urteil dann vielleicht doch nicht ausfallen. Aber das werden wir im Anschluss noch sehen. Generell muss man dabei aber auch im Auge behalten, dass die kontinentaleuropäische Dividendenkultur halt auch so gänzlich anders ist als jene in Übersee oder teilweise auch in Großbritannien.
Dividendenkultur in Übersee
In den USA und auch Kanada gibt es eine große Auswahl an Unternehmen, welche Dividenden zahlen. Mehr als das. Es gibt eine richtiggehende Kultur der Dividendenzahlungen. Es gilt durchaus als erstrebenswert als Unternehmen als sicherer Dividendenzahler wahrgenommen zu werden. Und so mühen sich viele Unternehmen (oder tun sich auch leicht dabei) ihre Dividendenhistorie positiv fortzuführen. So enthält eine Liste mit US-gelisteten Unternehmen welche für zumindest 5 aufeinanderfolgende Jahre ihre Dividenden erhöht haben auch nach dem Corona-Crash noch 717 Positionen.
Die Liste der Dividend Champions oder Dividendenaristokraten ist immer noch 130 Positionen lang. Dividendenaristokraten haben ihre Dividende für mindestens 25! aufeinanderfolgende Jahre stets erhöht. Aber es geht noch besser. Es gibt auch noch den erlesenen Kreis der Dividend Kings. Der Könige unter den Dividendenzahlern. Hierfür müssen Unternehmen für mindestens 50! aufeinanderfolgende Jahre ihre Dividenden stets erhöht haben. Nahezu unvorstellbar. Der aktuell Führende – American States Water Company – hält die Serie mittlerweile seit 67 Jahren aufrecht.
Nur um das zu verdeutlichen. In diesen 67 Jahren gab es mehrere, teils heftige Wirtschaftskrisen. Die Ölkrise 1974/75, die 2. Ölkrise 1980, die DotCom-Blase 2002/2003, die Bankenkrise 2008/2009 und nicht zuletzt Covid-19 2020. Durch all diese Krisen, in denen Indizes hoch 2-stellige Prozentwerte verloren haben, haben dieses Unternehmen weiterhin ihre Dividenden erhöht. Zu diesen Unternehmen gehören klingende Namen wie Procter & Gamble, 3M, Johnson & Johnson und Coca-Cola aber auch viele Unternehmen von denen die meisten von uns noch nie etwas gehört haben. Leggett & Platt? Dover Corporation? Nordson Corporation? W.W. Grainger, Inc.?
Aber nicht zuletzt um genau diese Unternehmen geht es ja hier auch in diesem Blog. Diese Dividendenzahler zum richtigen Zeitpunkt mit einer günstigen Bewertung zu erwischen und für die nächsten 50 Jahre zu halten. Zum Beispiel im Maxifolio.
Dividendenkultur in Österreich
In diesem Beitrag allerdings geht es um österreichische Dividendenaktien und da schaut die Welt eher düster aus. Eine Auswertung hat eine Liste von 25 ATX-gelisteten Unternehmen mit Dividendenausschüttungen ergeben. 2 davon schaffen eine Dividendenhistorie an Steigerungen von mageren 3 Jahren! Es sind dies die EVN AG und die Telekom Austria AG. Der Rest hat wohl Corona genützt um ungestraft die Dividenden zu kürzen. Ok, 3 Unternehmen schaffen immerhin eine Serie von 10 oder mehr Jahren zumindest ohne Dividendenkürzungen: EVN AG (13 Jahre), Mayr-Melnhof Karton AG (15 Jahre) und Wienerberger AG (10 Jahre). Aber sehen wir uns die Liste an.
Aktie | Aktuell EUR | High 52 EUR | Low 52 EUR | Dividende 2021 EUR | Dividenden- rendite | Steigerung Jahre | Halten Jahre | Payout Gewinn | Payout FCF | 5-Jahres- Wachstum | 10-Jahres- Wachstum |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Agrana | 17,02 | 20,95 | 16,72 | 0,85 | 4,99% | 0 | 0 | 98,80% | 57,00% | -3,54% | 3,73% |
Andritz AG | 45,94 | 50,95 | 37,04 | 1 | 2,18% | 1 | 1 | 35,10% | 33,70% | -9,63% | -1,05% |
AT&S | 39,45 | 48 | 23,65 | 0,39 | 0,99% | 0 | 0 | 35,50% | 100,00% | 1,79% | 1,45% |
BAWAG Group AG | 53,35 | 58,05 | 35,06 | 4,72 | 9,70% | 0 | 0 | 138,50% | 10,10% | 0,00% | 0,00% |
CA Immobilien Anlagen AG | 32,7 | 39,55 | 30,8 | 1 | 3,27% | 0 | 4 | 0,00% | 261,20% | 23,47% | 11,34% |
Erste Group Bank AG | 41,39 | 45,57 | 24,71 | 1,5 | 3,62% | 0 | 0 | 63,20% | 316,90% | 22,46% | 0,00% |
EVN AG | 25,65 | 28 | 17,42 | 0,49 | 1,91% | 3 | 13 | 26,80% | 23,30% | 3,69% | 1,94% |
IMMOFINANZ AG | 23,14 | 23,16 | 16,06 | 0,75 | 3,24% | 0 | 0 | 46,90% | 110,30% | 5,73% | -2,93% |
Mayr-Melnhof Karton AG | 171 | 193,2 | 159,4 | 3,2 | 1,87% | 0 | 15 | 37,00% | 271,20% | 2,85% | 5,21% |
Oesterreichische Post AG | 37,55 | 47,9 | 33 | 1,6 | 4,26% | 0 | 0 | 69,90% | 24,00% | -5,42% | -0,67% |
OMV AG | 54,26 | 56,26 | 33,88 | 1,85 | 3,41% | 1 | 5 | 17,60% | 23,20% | 11,42% | 5,94% |
Palfinger AG | 30,35 | 40 | 28,25 | 0,45 | 1,48% | 1 | 1 | 26,60% | 42,10% | -5,73% | 1,90% |
Raiffeisen Bank International AG | 24,64 | 29,5 | 15,87 | 0,48 | 1,95% | 0 | 0 | 34,60% | 33,50% | 0,00% | -7,93% |
Rosenbauer International AG | 43,4 | 58,8 | 37,7 | 1,5 | 3,46% | 1 | 1 | 51,20% | 23,10% | 5,73% | 2,51% |
S IMMO AG | 22,3 | 22,55 | 16,8 | 0,5 | 2,24% | 0 | 0 | 18,30% | 151,50% | 13,61% | 19,57% |
Semperit AG Holding | 26,75 | 40,4 | 24,35 | 1,5 | 5,61% | 0 | 0 | 11,10% | 11,10% | 20,97% | 7,23% |
Strabag SE | 37,75 | 43,8 | 28 | 6,9 | 18,28% | 0 | 0 | 146,20% | 97,50% | 64,11% | 31,15% |
Telekom Austria AG | 7,58 | 7,78 | 6,25 | 0,25 | 3,30% | 3 | 8 | 36,20% | 24,80% | 5,73% | -3,67% |
UNIQA Insurance Group AG | 8,07 | 8,48 | 6,21 | 0,18 | 2,23% | 0 | 1 | 36,70% | 7,10% | -19,21% | -8,06% |
VERBUND AG | 93,5 | 106,7 | 58,7 | 0,75 | 0,80% | 2 | 4 | 35,20% | 170,50% | 26,79% | 3,50% |
VIENNA INSURANCE GROUP AG | 25,5 | 27,1 | 20,4 | 0,75 | 2,94% | 0 | 0 | 32,90% | 25,40% | -1,60% | -4,16% |
voestalpine AG | 29,6 | 40,38 | 29 | 0,5 | 1,69% | 0 | 0 | 11,30% | 10,20% | -15,19% | -4,82% |
Wienerberger AG | 31,94 | 35,8 | 27,2 | 0,6 | 1,88% | 0 | 10 | 24,70% | 22,30% | 22,08% | 19,57% |
Zumtobel Group AG | 7,8 | 9,9 | 5,9 | 0,2 | 2,56% | 0 | 0 | 15,70% | 12,50% | 0,00% | -9,19% |
Die prozentualen Dividendenrenditen lesen sich im Wesentlichen ganz normal und ergeben selbst wenn man die offensichtlichen Ausreißer Erste Group Bank AG und Strabag SE herausrechnet eine durchschnittliche Dividendenrendite von 2,79%. In der aktuellen Lage nicht zu verachten.
Die Strabag SE sticht mit einer Dividenden von EUR 6,90 und einer Rendite von 18,28% natürlich extrem heraus. Dass dies nicht gehalten werden kann, zeigen die Ausschüttungsquoten. Über die Hintergründe müsste man recherchieren, für die Zukunft jedoch wenig relevant. Wäre aber nett gewesen hier dabei zu sein…
Ebenso sticht die BAWAG Group AG mit einer Rendite von 9,7% heraus. Auch das schaut jedoch wenig nachhaltig aus und dürfte eher einer verschobenen bzw. nachgeholten Ausschüttung im Zusammenhang mit dem Coronacrash von 2020 aus.
Ebenso auffallend sind eine Vielzahl an Unternehmen mit einer schwachen oder mittleren Dividendenrendite und gleichzeitig schwachem Dividendenwachstum.
- Andritz AG 2,18% und -9,63% über 5 Jahre
- AT&S 0,99% bei 1,45% über 10 Jahre
- Palfinger AG 1,48% bei 1,90% über 10 Jahre und -5,73% über 5 Jahre
- Raiffeisen Bank International AG 1,95%. Gut. Aber -7,93% über 10 Jahre
- UNIQA Insurance Group AG 2,23% und -19,21% über 5 Jahre
- Vienna Insurance Group 2,94%. sehr passabel, aber -4,16% über 10 Jahre.
- voestalpine AG 1,69% und -15,19% über 5 Jahre
- Zumtobel Group AG 2,56% und ein Minus von 9,19% über 10 Jahre.
Eine UNIQA hat also vor 5 Jahren um fast 20% mehr an Dividende in absoluten Zahlen ausbezahlt. Zumtobel hat vor 10 Jahren über 9% mehr bezahlt. Rechnet man die Inflation ein, wird das Bild noch schlimmer. Gerade Dividendenwerte sollen ja auch die Inflation ausgleichen. In der Theorie.
Potentiell interessante österreichische Dividendenaktien
Österreichische Post AG
Die Dividendenrendite mit 4,26% passt definitiv. Die Ausschüttungsquote von knapp 70% des Gewinns ist etwas hoch und die Historie mit einem Minus leider wenig beeindruckend. ABER! Die Post ist ein gereiftes Unternehmen. Offiziell wird eine Ausschüttungsquote von 75% des Gewinns angestrebt. Für ein Unternehmen dieser Art in Ordnung. Neue Geschäftsfelder wird man nicht erschließen (müssen). In Anbetracht dessen, dass die Post stark im Paketgeschäft ist und dieses in Zukunft sicher nicht schwächer werden wird, kann hier ein ordentliches Wachstum erwartet werden. Sollte der Gewinn mithalten, ist hier für die Zukunft einiges möglich.
OMV AG
3,41% Dividendenrendite, immerhin 5 Jahre keine Senkung der Dividende, niedrige Ausschüttungsquoten und 2-stelliges 5-Jahreswachstum. We have a winner. Auf einer US-Liste würde die OMV nicht auftauchen. Sucht man ein gutes Dividendenunternehmen in Österreich, kommt man wohl um die OMV nicht herum. Die nackten Zahlen verheißen Gutes. Vor einem möglichen Invest, muss natürlich noch recherchiert werden. Im Maxifolio bedarf es wohl demnächst einer Europaerweiterung. OMV wäre ein potentieller Kandidat. Allerdings dann schon das 3. Unternehmen aus der Petrochemie…
S IMMO AG
Hier müsste man sich nochmals im Detail anschauen wie es zu dem Missverhältnis der beiden Ausschüttungsquoten kommen konnte. Ansonsten wäre ein langfristiges Wachstum von fast 20% jährlich bei einer aktuellen Rendite von 2,24% natürlich absolut eine Überlegung wert.
Telekom Austria AG
Top Rendite, Top Ausschüttungsquoten. Aber bescheidenes Wachstum. Da die Ausschüttungsquoten allerdings viel Spielraum zulassen, könnte die Telekom Austria für die nächsten Jahre durchaus interessant werden. Zumal das Unternehmensfeld ja absolut zukunftsträchtig ist.
Wienerberger AG
Die 1,88% Rendite sind nicht überragend, in heutigen Zeiten aber durchaus nicht zu verachten. Die Ausschüttungsquoten sind sehr niedrig und das Wachstum mit über 20% über die letzten 5 Jahre spitze. Das Geschäftsfeld ist wohl ziemlich zyklisch, aber die Aussschüttungsquoten könnten hier mögliche Engpässe in der Zukunft schützen.
Resumee zu österreichische Dividendenaktien
Es gibt sie nicht. Die Dividendenkultur in Österreich. Aus Sicht des Cashflow-orientierten Kleininvestors stört dann auch noch die jährliche Ausschüttung. In Summe nicht allzu verlockend. Dennoch sollte man, gerade als Österreicher, den ATX nicht gänzlich außer Acht lassen. Gilt die Wiener Börse doch gerade auch als vergleisweise unterbewertet. Mit den 5 oben genannten Unternehmen, gibt es zumindest Kandidaten wenn es darum geht wieder mehr Europa in die Portfolios zu bringen.
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